Seit einigen Jahren steuert der Fotokünstler Peter Hahn im Kiezmagazin „fotografische Gedanken“ über den Kiez, die Umwelt oder bemerkenswerte Ansichten bei. Manchmal ironisch, manchmal komisch, aber immer mit eigenem Blick auf die Dinge des Lebens.
Erinnerungsfetzen in Wort und Bild – Ausgabe 02 | 2019
Der minimalistische Charme öffentlicher Präsentationen und die staatlich verordneten Propagandaschilder der DDR sind Retro. Zeitdokumente wie der berühmte Werbespruch „Plaste und Elaste aus Schkopau“ an den Elbbrücke auf der A 9 nahe Dessau sind verschwunden, ebenso die Parolen für die Bauern in den Stallungen. Die fotografischen Erinnerungen an die heimelige Dekoration der „Piccolo Milchbar“ und Sinnsprüche wie „Zentrale Einweisungen“ wecken Emotionen, je nach Sichtweise des Betrachters. Diese Alltagskultur schuf leicht surreale, manchmal possierliche Exponate. Nach dreißig Jahren sind diese Fragmente kaum noch zu entdecken; einiges findet sich wohlsortiert in Museen wieder und erfreut Nostalgiker. Die mannigfaltigen, teils bunten Ansichten auf die Mauer, die unsere Stadt teilte, sind verschwunden. Es waren besondere Umstände, die diese Bilder ermöglichten, wie beispielsweise auch die Ankündigung einer deutsch-deutschen Demo, bei der sich Bürger aus Ost und West gegen eine Mülldeponie bei Ketzin verbrüderten.
(Ver-)Schwindsucht im Schilderwald – Ausgabe 01 | 2019
Verkehrszeichen erlauben, verbieten oder warnen. Sie gelten selbst in Berlin. Zugegeben, ein absolutes Parkverbotsschild kann schon einmal „in größter Not“ wie beim Einkaufen falsch interpretiert werden, was „KnöllchengeberInnen“ meist nicht akzeptieren. Aber was ist, wenn das Schild abgenutzt, verschmutzt oder gar nicht als solches erkennbar ist? Verliert es dann seine Bedeutung, seine rechtliche Wirkung? Also ignorieren? Fakt ist, etliche Straßenschilder, Verkehrszeichen und Postkästen, lassen den Betrachtenden häufig hilflos zurück. Auch unnötige Botschaften, Graffitis und Aufkleber auf Schildern nerven. Wer hat da nicht die Hoffnung, dass die zuständigen Behörden den Informationsgehalt wiederherstellen und helfen, den Blick im öffentlichen Raum wieder zu schärfen. Weit gefehlt, nichts passiert. Woran liegt’s? Sind‘s die Augen? Fehlt’s an Geld? Ein LMA-Virus? Wo ein Wille, da ein lesbares Schild – oder? Schließlich müssen Autofahrer auch dafür sorgen, dass ihre Nummernschilder stets lesbar bleiben.
PerPedes – Alles was Beine hat – Ausgabe 02 | 18
Der Mensch braucht Bewegung. Er will sich die Beine vertreten. Zu Fuß in der Stadt unterwegs zu sein, das kann ein tägliches Vergnügen aber auch Nervenbelastung sein. „Beine, Beine, nichts als Beine und dazwischen DU alleine“, frei nach Heinz Erhardt. Sie kommen aus dem Nichts. Ein Marathon für alle. Sie queren unverhofft. Du musst im Sekundentakt in den Stoppmodus oder im Tempo eines 400 Meter Läufers mitrennen. Manche sind unüberwindliche Barrieren. Andere vermitteln, dass du mit deinem Tempo nicht mehr „zwanzig“ bist. Einige trampeln auf die Füße, oft ohne ein „Sorry“ auf den Lippen. Gern sieht „man“ grazile weibliche Beine wie auf dem Laufsteg, garniert mit extravagantem Schuhwerk. Phantasieanregend. Tattoos an muskelbetonten Waden erzeugen durch ihre Botschaften manchmal Widerspruch wie Fahrradfahrerbeine auf dem Trottoir und kläffende Hunde zwischen den Beinen ihrer Herrchen und Frauchen. Fußgänger dieser Stadt: Augen auf, schaut auf das Gewusel der Beine eurer Mitmenschen. Übrigens, Lügen haben kurze Beine.
BAUMSCHEIBEN – Ein kleines Stück grün (?) im Asphalt – Ausgabe 02 | 2017
Bäume, die in der Stadt stehen, haben erschwerte Lebensbedingungen. Durch die ständige Belastung mit schädlichen Abgasen sind sie ständigem Stress ausgesetzt. Eigentlich sollten die Baumscheiben, das sind die unversiegelten Flächen um ihre Wurzeln, den Baum schützen und ihm die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen ermöglichen. Stattdessen werden die Böden durch parkende Fahrzeuge verdichtet und die Wurzeln oftmals beschädigt. Bäume können daran sterben. Eine gute Möglichkeit dem entgegen zu wirken besteht darin, Flächen so zu gestalten, dass die Bäume bessere Lebensbedingungen haben. Wir sollten künftig verstärkt auf die „Füße“ der Bäume blicken und den offenen Bereich tatkräftig mitgestalten. In vielen Stadtteilen Berlins engagieren sich bereits Bürger um die Bepflanzen und Pflege von Baumscheiben und tragen damit gleichzeitig zur Verschönerung des Straßenbildes bei. Ein solches Engagement wird von Seiten der Bezirkes gern gesehen. Obwohl unser Kiez in einem sehr grünen Stadtteil liegt, würde ihn die Gestaltung dieser vielen kleinen Inseln im Asphalt noch attraktiver machen. Wichtig dabei ist nur zu beachten, was erlaubt ist. Unruhe gab es im Juli, als ein Steglitzer Anwohner ca. 20 cm hohe Rundhölzer zum Schutz der „Beete“ um die Fläche aufstellte. Diese musste er nach Aufforderung des Grünflächenamtes u.a. wegen der Gefahr als Stolperfalle wieder abbauen. Ein Faltblatt des Amtes gibt Tipps, welche Vorgaben zu beachten sind. Der Verein wirBERLIN könnte ebenso als Ansprechpartner dienen.