Artikel aus 01|2021
Architekt und Gemeindebaurat in Lankwitz von 1912-1921
* 15. Juli 1882 in Obersteinach | † 13. September 1950 in Berlin
Als Fritz Freymüller im Jahr 1912 mit 30 Jahren nach Lankwitz kam, war er ein junger Architekt und Verwaltungsbeamter, der seine architektonische Prägung an der Technischen Hochschule Stuttgart unter Theodor Fischer und Paul Bonatz erhalten hatte. In einer Zeit des Übergangs zwischen Tradition und Moderne spiegeln die Arbeiten Freymüllers die Einflüsse des traditionellen Bauens, der Gartenstadt-Bewegung und später auch des neuen Bauens. Unter dem damaligen Bürgermeister von Lankwitz Rudolf Beyendorff trieb er die Entwicklung von Lankwitz zur Villenkolonie und Gartenstadt voran.
Das Entrée nach Lankwitz
Ab Dezember 1912 wurde er Leiter des Bauamtes und ein Jahr später Baurat der Gemeinde Lankwitz. Seine erste Arbeit bezog sich auf das „Entrée“ nach Lankwitz, den Bernkastler Platz sowie das ovale Gebäude davor (heute Käseglocke), das als Wohngebäude für Gemeindeangestellte bestimmt war. Käseglocke. In der ursprünglichen Ausführung führte im Erdgeschoss ein offener Durchgang in den Park.
Während seiner Amtszeit trug Fritz Freymüller, gleichzeitig mit seinen Entwürfen als Architekt, zur Prägung von öffentlichen Gebäuden in Lankwitz bei. Das Lyzeum mit Gemeindehalle (heute Beethoven-Gymnasium) ist immer noch eines der beeindruckendsten Bauwerke im Bezirk. Die sechs dorischen Säulen unter dem Dreiecksgiebel und der markante Turm, der für die Schüler zur Sternenbeobachtung bestimmt war, spiegelten das Selbstbewusstsein, mit dem die jahrhundertelange bäuerliche Prägung von Lankwitz überschrieben werden sollte.
Die Corrensvilla | Siemensvilla
Das repräsentative Herrenhaus Correns (Siemens-Villa), dessen Rohbau vor dem Beginn des 1. Weltkrieges 1914 gerade noch fertiggestellt werden konnte, galt für einige Zeit als das größte private Wohngebäude Deutschlands. Auf den Innenausbau mit modernsten technischen Einrichtungen wie elektrischem Fahrstuhl, Müllschlucker, Haustelefon und Staubsaugeranlage musste Freymüller vom Einsatz an der Kriegsfront bei Sedan her Einfluss nehmen. Das wesentliche Stilmittel, das auch beim Teehaus im Garten der Correns-Villa sowie beim Park-Café in der Bäkestraße eingesetzt wurde, waren zu dieser Zeit noch die dorischen Säulen.
Zur Behebung der Wohnungsnot nach dem 1. Weltkrieg entwarf Freymüller die Arbeitersiedlung in der Malteserstraße 93-107 sowie eine weitere nicht mehr existierende Kleinhaussiedlung in der gleichen Straße (Nr. 85). Die Häuser wurden mit einfachsten Mitteln und unter Selbsthilfe der Eigentümer errichtet. Ein Herzensprojekt für Fritz Freymüller war sicherlich die Errichtung eines Kriegerdenkmals für die rund 400 gefallenen Lankwitzer Bürger auf dem höchsten Punkt des Gemeindeparks. Eine Rundmauer aus Kalkstein mit bogenförmigen Fensterhöhlen verzeichnete auf Gedenktafeln die Namen der Opfer. In der Mitte des Ehrenmals wird eine Kastanie von einer steinernen Sitzbank mit drei Stelen umgeben.
Neuer Stadtbaurat nach der Eingemeindung Berlins
Nach der Eingemeindung von Lankwitz nach Groß-Berlin wurde Freymüller 1921 zum ersten Stadtbaurat des neuen Berliner Bezirkes Steglitz ernannt. In dieser Eigenschaft errichtete er unter anderem die Feuerwache Steglitz (1924/25), das Stadion Lichterfelde (1926/29) und eine Reihe von Wohnhäusern im Bezirk. Das weithin sichtbare Lilienthal-Denkmal auf dem Fliegeberg ist 1932 ebenfalls von Fritz Freymüller errichtet worden. Aufgrund der wenigen Mittel, die ihm damals für die Ausgestaltung zur Verfügung standen, wirkt es auf uns heute puristisch und modern.
In der Zeit des Nationalsozialismus verlor Freymüller wegen seiner liberalen Haltung sein Amt, konnte aber als freischaffender Architekt weiterarbeiten. 1941/42 schrieb er zusammen mit Fritz Schröder das Buch „Kampf den Bausünden“, das noch immer als Standardwerk zum Thema Bausünde gilt. 1948 wurde er mit dem Wiederaufbau des Botanischen Gartens und des Botanischen Museums beauftragt. Seine Pläne konnte Fritz Freymüller allerdings nicht mehr umsetzen. Er verstarb am 13. September 1950 in Berlin. Am äußersten Zipfel von Lankwitz, zwischen Teltowkanal und Bahnlinie, wurde 1997 der Freymüllerweg nach ihm benannt.